230
Neucste Geschichte. 5. Periode. Ungarn.
die Anführer gebracht, da Görgey, Kossuths Nebenbuhler, der beab-
sichtigten Gründung einermagyarischen Republik nicht zugeneigt war.
Oestreich aber vermochte jetzt allein des Aufstandes nicht
mehr Herr zu werden und der junge Kaiser wandte sich an
Rußland um Hülfe. Kaiser Nikolaus, überzeugt, daß durch den
Sieg der Ungern die Revolution in ganz Europa neue Kraft
erhalten und zunächst die Polen zu einer wiederholten Erhebung
ermuthigt werden würden, zögerte nicht, die erbetene Unterstützung
zu gewähren. Fürst Paskewitsch rückte noch im Mai mit
großer Truppenmacht über Krakau in Ungarn ein, während der
Feldmarschall Hayn au von Osten her vordrang. Kossuth aber
feuerte seine Landsleute zu dem wüthendsten Verzweiflungskampfe
an, überall erhoben sich auf seinen Ruf muthige, tapfere Schaa-
ren, und wo sie die feindlichen Truppen nicht abwehren konnten,
da verbrannten sie die Vorräthe, um ihnen die Existenz unmög-
lich zu machen. Nichtsdestoweniger war der Krieg zuerst un-
glücklich für die Magyaren: Görgey wurde an der Waag und
bei Raab geschlagen, Ofen und Pesth von Haynau wieder besetzt
und mit aller Strenge gezüchtigt, und Jellachich trug im Süden
gleichzeitig große Vortheile davon. Bald aber wurde die östrei-
chische Armee von Mangel heimgesucht, wozu sich ein fürchter-
licher Ausbruch der Cholera gesellte, um ihre Lage unerträglich
zu machen. Gleichzeitig brachte Bem dem Banus Jellachich im
Süden Niederlagen bei und verdrängte dann die in Siebenbürgen
eingerückten Russen wieder.
Der 'Reichstag in Debreczin berieth inzwischen über Gör-
gey's Absetzung, aber man wagte nicht, dieselbe auszusprechen.
Da wandte sich noch einmal das Kriegsglück. Die Russen unter
Paskewitsch waren in der Richtung von Komorn vorgerückt, von
wo Görgey nun aufbrach und nach einem glücklichen Gefecht bei
Waitzen sich Wege nach der Theiß zu bahnen wußte. Endlich
aber sah er sich bei Vilagos einer weit überlegenen Streitmacht
gegenüber in einer unhaltbaren Lage. Nun wurde in Arad ein
Kriegsrath der ungarischen Feldherren gehalten und Görgey die
Dictatur übertragen. Görgey aber, an einem glücklichen Aus-
gang verzweifelnd, schloß am 13. August mit dem russischen
General Rüdiger die Capitulation von Vilagos, nach
welcher er mit 30,000 Mann die Waffen streckte. Man hat
Görgey von ungarischer Seite Verrath an der Sache seines
Vaterlandes vorgeworfen; es ist jedoch möglich, daß er in der
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Kossuths_Nebenbuhler Oestreich Nikolaus Nikolaus Kossuth Raab Görgey Görgey August Görgey
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Europa Ungarn Siebenbürgen Debreczin Arad
228
Neueste Geschichte. 5. Periode. Italien. Ungarn.
Regierungssystem. Nur in Sardinien ward der Weg der Reform
inne gehalten. Im Jahre 1852 suchten die italienischen Flücht-
linge, welche tu London mit ihren deutschen, französischen und
ungarischen Genossen §u gemeinsamem Streben vereinigt sind,
einen Aufstand gegen die östreichische Militairmacht in Mailand
anzuregen, derselbe fiel jedoch sehr kläglich aus und hatte nur
zur Folge, daß Oestreich mit der sardinischen Regierung und mit
der Schweiz wegen der mangelhaften Ueberwachung der dortigen
Umsturzpartei in Mißhelligkeiten gerieth.
Während der Marschall Radetzky Oestreichs Herrschaft in
Oberitalien befestigte und bett östreichischen Waffenruhm ver-
jüngte, hatte das Kaiserhaus einen schweren Kampf in Ungarn
zu bestehen. Es ist bereits erwähnt, wie die Ungern die Revo-
lution in Oestreich benutzen wollten, um für ihre besondere Re-
gierung (unter Graf Batthyani und Kossuth) eine größere
Selbständigkeit zu erringen, wie aber gleichzeitig die slavischen
Völker, welche bis dahin mit Ungarn vereinigt waren, die Kroaten,
Slawonen, Serben u. s. w. unter ihrem Banus Jellachich und
eben so die Siebenbürgen sich von dem drückenden Uebergewicht
der stolzen Magyaren loszumachen strebten, worin sie heimlich
von dem östreichischen Hofe unterstützt wurden, welcher dadurch
die Ungern zu schwächen bemüht war. Nachdem die wilden
Schaareil jener Grenzvölker schon Monate taug die Gegend zwi-
schen der Theiß und der Donau mit Schrecken erfüllt hatten,
erklärte sich der Ban Jellachich im September l848, indem er
die Drawe überschritt, geradezu als Beschützer nicht nur der
Rechte der slavischen Völker, sondern auch des gesetzmäßigen An-
sehens der kaiserlichen Regierung gegen die ungarische Empörung.
Die Ungern organisirten nun, durch Kossuths feurige Beredtsam-
keit noch weiter aufgereizt, einen wahren Nationalkrieg. Die
Ermordung des östreichischen Generals Laniberg in Pesth und
des Grafen Zichy durch den Magyarenanführer Görgey be
wirkten die Erklärung des Kriegszustandes in dem ganzen König-
reich , und nun wurde. Jellachich zum Oberbefehlshaber aller
kaiserlichen Truppen in Ungarn ernannt, bald aber zur Be-
kämpfung des Octoberausstandes in Wien dorthin berufen. In
Folge der Unterdrückung der Revolution in Wien faßte der
östreichische Hof den Beschluß, den Gesammtstaat wie früher mit
einheitlicher Gewalt zu regieren und nicht den einzelnen Ländern
selbständige Verfassungen zu gewähren. Als nun Kaiser Ferdi-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
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Volkskampf in Wien. Jellachich. Latour. Lamberg. 221
nissen statt, als in Preußen. Abgesehen von dem Aufstande,
welcher in Oestreichs Hauptstadt immer von neuem tobte, war
in den italienischen Besitzungen der Krieg heftig entbrannt;
Böhmen und Ungarn drohten sich von Oestreich loszureißen, und
die Finanznoth des Staats war auf den höchsten Punkt gestie-
gen. In kurzer Zeit boten die Verhandlungen des Reichstages
ein Bild der allgemeinen Verwirrung und Ratlosigkeit; die de-
mokratischell Leidenschaften, welche die unteren Volksclassen auf-
regten, machten sich auch in der Versammlung geltend und die
maßlosesten Antrüge wurden an die Regierung gestellt. Unterdeß
hatte das anarchische Treiben in Wien immer zugenommen. Je
mehr die Arbeiter verarmten, desto williger liehen sie den Auf-
wieglern ihr Ohr. Durch Volksversammlungen, Flugblätter und
Maueranschläge wurden sie täglich zu neuer Unzufriedenheit auf-
gereizt, und keine der sogenannten Sicherheitsbehörden, noch auch
die neugeschaffene Nationalgarde hatte Kraft und Entschlossenheit,
dem wilden Treiben entgegen zu treten. Nach und nach konnten
denn die entfesselten Pöbelhaufen sich geradezu die Herrschaft
über die Behörden anmaßen. Sie erzwangen die Zutheilung
öffentlicher Arbeit für einen von ihnen selbst bestimmten Lohn,
und als rnan diesen wegen der allgemeinen Geldbedrängniß her-
absetzen wollte, entstand ein blutiger Aufruhr (23. August), wel-
chen die Bürger mit Mühe zu dämpfen vermochten, und welcher
sich wenige Wochen darauf wiederholte. Die gefährlichste Er-
hebung aber sollte erst in Folge der ungarischen Ereignisse
eintreten.
Der Banus Jellachich von Kroatien hatte sich schon seit
längerer Zeit dem Gehorsam gegen das ungarische Ministerium,
welchem er untergeordnet war, entzogen und wurde von den
Magyaren bekriegt, von der östreichischen Regierung aber insge-
heim unterstützt. Die Magyaren wandten sich deshalb an den
Reichstag, ihre Deputation aber wurde abgewiesen. Durch auf-
gefangene Briefe überzeugten sich die Ungern, daß der Kriegs-
minister Latour mit dem Banus im Einverständniß war, und
die Wuth des ungarischen Volks stieg nun so hoch, daß der kai-
serliche General Lamberg, welcher zur Vermittelung nach Un-
garn geschickt war, auf der Brücke von Buda-Pesth vom Pöbel
ermordet wurde. Als hierauf die östreichische Regierung den
Krieg gegen die Ungern ankündigte und ein Theil der wiener
Besatzung nach Ungarn ausrücken sollte, widersetzte sich die wiener
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Extrahierte Personennamen: Oestreich August Banus_Jellachich_von_Kroatien Lamberg
Extrahierte Ortsnamen: Wien Lamberg Oestreichs Wien Ungarn
Jellachich und Windischgrätz.
223
clamation.die Besonnenen der wiener Bevölkerung zum Gehorsam
zurückzuführen; aber diese hatten keine freie Wahl, sie wurden
von den wildesten Revolutionsmännern unbedingt beherrscht, und
es blieb ihnen selbst kaum eine andere Rettung, als die Flucht
übrig. Noch einmal vor Beginn des Kampfes forderte Windisch-
grätz zur Unterwerfung auf, indem er den Wienern sagte: „Eure
Stadt ist befleckt durch Gräuelthaten, welche die Brust eines jeden
Ehrenmannes mit Entsetzen erfüllen. Sie ist noch in diesem Au-
genblick in den Händen einer kleinen, aber verwegenen, vor kei-
ner Schandthat zurückschaudernden Faction. Euer Leben, euer
Eigenthum ist preisgegeben der Willkür einer Handvoll Verbre-
cher. Ermannt euch, folgt dem Rufe der Pflicht und der Ver-
nunft!" — aber die Häupter der Empörung übten eine solche
Schreckensherrschaft, daß an keine Unterwerfung gedacht werden
konnte. So entbrannte denn der fürchterliche Kampf, welcher
acht Tage lang mit der größten Erbitterung geführt wurde.
Die Brandmauern der Häuser wurden durchgeschlagen, um hinter
die Barricaden zu kommen, und das schwere Geschütz arbeitete
gegen die Befestigungen und die von den Empörern besetzten
Gebäude. Schon sollte am 30. October die Stadt auf Gnade
und Ungnade übergeben werden, und die Abführung der Waffen
hatte bereits begonnen, da hieß es plötzlich, daß die Ungern kom-
men, und nun erneuerten die verzweifelten Rotten von Frei-
schaaren auf allen Seiten den Kampf, welcher mit verdoppelter
Erbitterung geführt wurde. Die Ungern hatten in der That
Hülfe schicken wollen, aber ihre ungeordneten Haufen wurden von
Jellachich vernichtet. Der fernere Widerstand der Empörer wurde
nun bald überwunden, und die kaiserlichen Truppen rückten in
die Stadt, aus welcher die Führer des Aufruhrs sich schleunigst
flüchteten, und welche das Bild des fürchterlichsten Schreckens
darbot. Nun wurde der Belagerungszustand erklärt und die
längste Zeit hindurch mit unerbittlicher Strenge Standrecht über
die Theilnehmer des Aufruhrs gehalten. Unter ihnen wurde auch
Robert Blum, eines der begabtesten und einflußreichsten Häup-
ter der demokratischen Partei im frankfurter Parlament, trotz
seiner Berufung auf seine Eigenschaft als Volksvertreter, er-
schossen. Die demokratische Partei in ganz Deutschland gerieth
darüber in große Aufregung und widmete seinem Andenken
überall Gedächtnißfeiern.
Schon während der Unruhen in Wien war der östreichische
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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13
daß sie fremden Schutz bedurften. Sie wendeten sich daher
an Böhmens König, Johann, einen Sohn des deutschen
Kaisers Heinrichs Vh., aus dem Hause Lützelburg, der auch
diese Gelegenheit zu Vergrößerung der Macht Böhmens klug
zu benutzen verstand. Schon 1282 hatte ein oberschlesischer
Herzog, Kasimir Ii., das Gebiet von Kosel und Beuthen
von Böhmen als" Lehn angenommen. -Heinrich Vi. von
Breslau that dasselbe 1327, und trat sein Herzogthum
Breslau an Johann als Eigenthum ab, so daß er zwar, so
lange er lebte, im Genuß aller Einkünfte blieb, daß aber
nach seinem Tode sein Land als unbeschranktes Eigenthum
an Böhmen fallen sollte. Dasselbe thaten die meisten andern
schlesischen Fürsten mit ihren Gebieten, und erkannten sich
für sich selbst und ihre Nachkommen als böhmische Vasallen,
so daß im Jahre 1329 Schlesien ein böhmisches Lehn war;
nur die Besitzungen des Bischofs und die Fürstentümer
Schweidnitz, Jauer undmünsterberg behaupteten ihre Unab-
hängigkeit. Mit Polens König, Kasimir Hi-, verglich
sich Johann wegen Schlesien 1333 in den Vertragen zu
Trenczin und Wissehrad in Ungarn, und so war
Schlesien seitdem gänzlich von Polen getrennt.
In demselben Jahre 1335 den 24. November starb
Heinrich Vi. von Breslau nach einer für sein Land wohl-
thätigen Regierung. Er hat die Neustadt mit der Altstadt
zu Breslau vereiniget 1327. — Kurz vor Heinrichs Tode
hatte Johanns Sohn, der nachmalige Kaiser Karl Iv., noch
Münsterbergs Herzog, Bolko Ii., durch List bewogen, sein
Land an Böhmen abzutreten und es als böhmisches Lehn
anzuerkennen.
§ 24. Dieser Zeitraum, in welchem Schlesien unter
eigenen freien Herzogen stand, war für das Land sehrein-
stußreich, weil in demselben durch Einwanderung und Her-
beiziehung vieler Deutschen der Grund zur Einführung des
deutschen Rechts, deutscher Verfassung, Sprache und Sitte
gelegt wurde und somit auch in seinem ganzen inner»
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Johann Johann Kaisers_Heinrichs Heinrichs Kasimir_Ii Johann Jauer Kasimir_Hi- Johann Johann Heinrich_Vi Heinrich Heinrichs Johanns Johanns Karl_Iv. Karl_Iv.
33
Bernhardiner in der Neustadt wurde zur dritten evangeli-
schen Pfarrkirche der Stadt bestimmt.
§ 52. Wie in Breslau, so fand auch fast in allen
Städten Schlesiens, so wie auch auf dem Lande, ohne alle
Unruhen die Reformation Eingang, zumal da der Bischof
nirgends ihr entgegentrat. Georg und Friedrich Ii. begün-
stigten und beförderten sie in ihren Fürstenthümern, ebenso
die Münstcrberg-Oelsnischen Fürsten und der Herzog von
Teschen und Troppau. In den liegnitzifchen Kirchen war
schon 1524 die Messe eingestellt worden. Der König Lud-
wig ließ sich das alles ruhig gefallen, weil er Hülfe gegen
die vordringenden Türken zu erhalten wünschte, die auch von
den Schlesiern gestellt wurde. Doch ehe diese noch nach
Ungarn kam, starb Ludwig den 29. August 1526 in einem
Moraste bei Mohacz.
§ 53. In diesem ganzen Zeiträume hat Schlesien durch
die Schwache mehrerer böhmischen Könige, eben so wie durch
die, die Freiheiten des Landes wenig achtende Macht des
Matthias viel gelitten. Dazu kamen noch öfters wieder-
kehrende Unglücksfälle, Theuerung, Pest, welchen man noch
nicht vorzubeugen verstand, und die beständigen Befehdun-
gen des Adels, welche die Früchte des Landbaues zerstörten
und selbst die Städte häufig beunruhigten. — Doch eben
die Schwäche der Regenten war Veranlassung zu der wach-
senden Macht der Städte. Diese erhielten nach und nach fast
allgemein deutsche Verfassung und deutsches Recht, und genö-
thigt, sich selbst zu schützen, -bildete sich die Bürgerschaft zu
einem eigenen Wehrstande aus, und war stark genug, sich selbst
hinter ihren Mauern zu vertheidigen, ja selbst Truppen ins
Feld zu stellen. Dabei blühte Gewerbfleiß und Handel.
Bierbrauerei, Tuch - und Leinwandfabrikation wurden beson-
ders ergiebige Quellen des Wohlstandes. Die für Schlesien
wichtige Färberrölhe wurde schon unter Karl I V. zu Scheitnig
bei Breslau und 1498 bei Liegnitz angebaut. Um das
Jahr 1468 brachte Joachim Girnth, ein Schuhknecht aus
3
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Georg Friedrich_Ii Friedrich Ludwig Ludwig August Matthias Karl_I_V. Karl Joachim_Girnth
3z
sich große Pferde. Nach der polnischen Gelte und
nach Oberschlesien hin werden die Pferde immer
kleiner. Zu Polnisch-Weichsel im Pless'schen Kreist
ist ein großes Gestüt.
S. Kühe. Diese sind nach der Weide vdn ver-
schiedener Art, Und die Ochsen werven in den Meisten
Gegenden zur Bealkerung des Feldes gebraucht.
In Buchwald und Fischbach im Hirschvergschen
Kreise sind Schweizerkühe, und im Glazischen aus
den Gütern des Grasen Magni Oftfriesische.
Z. Schaafe. Die.schaafzucht ist in Schlesien
überall verbreitet, doch sind die Akten der Schaafe
sehr verschieden. Die beste Schäferei ist die des
Grafen Magni in Ekketsdorf, der ungarische, östrei-
chische und spanische Schaafe hat. In Oberschlesien
sind,gröstentheils schlechte Schaafe.
4. Schweine und Ziegen. Letztere befinden
sich vorzüglich auf dem Gebürge; die Zucht dev
erftern ist am bedeutendsten im Wartenbergschen.
5. Das Wild. Das gewöhnliche Wild ist
überall verbreitet. In den Gebirgsgegenden findet
man noch große Raubvögel. Im Wartenbergschen,
Oppelnschen und Pless'schen trift man wilde Schweine
und Lm Trachenbergschen Dachse. - Im Pless'schen
sind auch Auerhüner und Birkhüner, und im Warten-
betgschen auf den Teichen viele Schwane. Bären
sind ganz verschwunden, und Wölfe zeigen sich nuv
hier und da in Oberschtesien.
6. Fische. Die zahme Fischerei ist in Schle-
sien sehr bedeutend, am bedeutendsten im Militschen,
Trebnitzschen- Plessschen Und Liegnitzschen. Die
3
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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9o
zugleich englischer König ist, und der König von
Sachsen in Dresden. Außerdem gibt es in Deutsch-
land viele kleine Fürsten und einige freiereichsstädte.
Das Flussgebiet der untern Etsch und das untere
Gebiet des Po's machen das vereinigte venezianisch-
lombardische Königreich aus, mit den Hauptstädten
Meiland und Venedig. Der Keiser von Oestreich
besitzt dieses Königreich. Zwischen diesen Reichen
und Frankreich, also das obere Flussgebiet des Po's
enthaltend, liegen die piemontesischen Länder mit den
Hauptstädten Turin und Genua, welche Länder mit
der Insel Sardinien, deren Hauptstadt Kagliari ist
das Königreich Sardinien ausmachen.
Das untere Italien enthält das Königreich Nea-
pel mit der Hauptstadt gleiches Namens, welches
Königreich mit dem Königreich Sizilien, dessen
Haupstadt Palermo ist, denselben König hat. Im
mitlern Italien befindet sich der sogenante Kirchen-
staat mit der Hauptstadt Rom, nebst mehren andern
kleinern Staaten. Die Insel Korsika gehört zu
Frankreich. Die Halbinsel Jütland, die Inseln
Seeland, Fünen und mehre andere darum liegende
Inseln, nebst Island und den Farörinseln, machen
das Königreich Dänemark aus, dessen König in Ko-
penhagen auf Seeland seinen Sitz hat.
Die skandinavische Halbinsel enthält die beiden
Königreiche Schweden mit der Hauptstadt Stokk-
holm, und Norwegen mit der Hauptstadt Kristiania,
unter einem Könige. Das ganze östliche Europa
macht aus daß russische Keiserthum, dessen Haupt-
städte Petersburg und Moskau sind. Westlich geht
dieser Staat heran an die Donau und die Weichsel.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Keiser_von_Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Dresden Meiland Venedig Frankreich Turin Genua Sardinien Kagliari Sardinien Italien Sizilien Palermo Italien Rom Korsika Frankreich Seeland Island Königreich_Dänemark Seeland Schweden Norwegen Europa Petersburg Moskau Donau
sry —
den San, e) die Wislqka, f) den Do-
najek, der rechts dssn Popper qufnimt,
14. Die Esbing, 15. die Passgrge, 16.
per Pregel, zusammenfließend aus dem Inster,
der Pisa und der Angerqpp, welche mit dem
Spirdingssee und dem Mauersee in Verbin-
dung fleht, und links aufnehmend die Alle. 17.
Die Memel oder dep Niemen, fließend ins K li-
visch ehaf, dem die Kurische Nehrung gegen-
über ljegt, 18. der Msnge,
Iii. Ins schwarze Meer ergießt sich zuletzt die Do-
nau, nachdem sie unterhalb Deutschland noch
mehre Länder durchströmt hat. Sie entspringt
auf dem Schwarzwalde und fließt nach Süd-
osten, indem sie aufnimt:
s Auf der sinken Seit-:
a) den Temes, ch) hie Bega, c) den Theiß,
links aufnehmend dey Marys und den Kö-
ros, d) den Eipel, e) den Gran, f) die
Neutra, g) die Wqg, h) die March,
rechts aufnehmend die Taga, welche links die
Jglava aufnimt, i) den Nab, k) die
Altmühl,
Auf der rechten Seite:
a) die Sau, b) die Drau, welche links den
Mur aufnimt, c) die Scharwitz, in Ver-
bindung stehend mit dem Plattensee, 0)
hcn Raab, wovon nordwestlich der Neu-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
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226
Ix. Im Weichselgebiek.
Danzig, Marienwerder, Grande nz,
Lhorn, (alle 4 eigentlich preußisch)Bromberg,
(grossherzoglich polnisch) Warschau, (königl. pol-
nisch) Krakau, (polnische freie Reichsstadt.)
X. Zn den Flussgebieten östlich von der
Weichsel.
Elbing an der Elbing, Braunsberg ander
Passarge, Königsberg am Pregel, Pillau am
Meer, Gumbinnen nichtweitvomjnster, Tilsit
am Memel-und Memel am Meere (alle eigentlich
preußisch.)
Xi. Im Donaugebiet.
1. An der Donau selbst auf beiden Seiten von
oben an gerechnet:
Doneschingen, Ulm, Donauwörth, In-
golstadt, Regensburg, Passau, Linz,
Wien, Presburg, Ofen, Pesth, (die 3 letz-
ter» ungarisch) Belgrad, (türkisch.)
2. Auf der linken Seite an und bei den Neben-
flüssen:
Olmütz an der March, Brünn zwischen March
und Jglava, Kremnitz rechts und Schemnitz
links vom Gran, Temeswar links vom Temes,
(die Z letzter» ungarisch.)-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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